Komplettes Thema anzeigen 26.01.2014, 23:22
Aldridge Abwesend
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Betreff: Re: Comics
Das ist mal wieder das beste Beispiel dafür, dass das Sammeln und Lesen von Comics nichts für ungeduldige Menschen ist: Im April 2009 kam in Deutschland der erste Band der Serie...

Long John Silver

...heraus. Im Oktober 2013 erschien der abschließende vierte Band. Und nun, nach beinahe fünf Jahren, bin ich endlich dazu gekommen, die Geschichte auch bis zum Ende durchzulesen.

Long John Silver, so verraten die Macher im Vorwort, versteht sich nicht als Fortsetzung, wohl aber als Hommage von Robert Louis Stevensons Die Schatzinsel. Tatsächlich aber beginnt die Handlung geraume Zeit nach der bekannten Geschichte, fährt einige der originalen Charaktere auf und liefert auch genug Verweise auf die bekannte Geschichte. Zunächst mal: Ich halte den Comic für absolut empfehlenswert. Doch gerade der Bezug zu dem berühmten Vorbild ist in meinen Augen die große Schwäche des Werkes. Warum?

Die Macher sind Xavier Dorison (Autor) und Matthieu Lauffray (Zeichner). Beide sind im französischen Comic keine Unbekannten und vor allem für ihre Horrorgeschichten bekannt. Dorison schafft immer wieder atmosphärisch unheimlich dichte und zugleich alptraumhafte Geschichten mit surrealen Elementen und Gestalten, die einer Geschichte H.P. Lovecrafts entsprungen sein könnten. Und Lauffray ist ein wirklich großartiger Zeichner, der die wunderschönen und wunderschön-schaurigen Bilder zu diesen Geschichten findet. Das Problem ist nur: Dorison erzählt in Long John Silver nicht etwa eine Abenteuer-Geschichte im Stil der Schatzinsel, sondern eine Mystery- und Horrorgeschichte im Stil seiner übrigen Werke wie Das Dritte Testament, Prophet oder Heiligtum (übrigens allesamt großartig). Und so beschlich mich beim Lesen das bestimmte Gefühl, dass die Story dem großen Vorbild nicht wirklich gerecht wird und es der bekannten Figuren nicht bedurft hätte.

Wenn man das aber beiseite lässt, bieten die beiden Macher eine wirklich mitreißende Story, die bis zum Schluss die Spannung hält - auch wenn dieser zugegeben etwas arg übersinnlich endet und nicht alle Fragen beantwortet. Dabei gelingt es, das bekannte Personal durch die wirklich gelungene, weil interessante Figur der Lady Hastings zu erweitern. Die tollen Zeichnungen tun dann noch ihr Übriges. Wer also den großen Vorteil nutzen möchte, nicht fünf Jahre warten zu müssen, um die vier Bände innerhalb kürzester Zeit durchzulesen, der kann nun gerne zugreifen.