Komplettes Thema anzeigen 03.01.2013, 22:21
Muggenhorst Abwesend
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Betreff: Re: Young Indiana Jones
Zitat von Aldridge:
Gut beobachtet. Ich fand es seinerzeit auch recht kurios, dass der da mitspielt. War aber ein positiver Aha-Effekt, zumal die Rolle ja ein sehr differenziertes Bild der Deutschen wiedergibt - wie auch die gesamte Folge.

Heut früh war nicht mehr die Zeit für eine ausführliche Antwort, daher mal jetzt.

Man merkt der Serie gelegentlich schon eine sehr amerikanische Sicht auf die Geschichte an, auch wenn ich mich auch über die tatsächlich sehr differenzierte Darstellung der deutschen Delegation in erwähnter Folge gewundert habe. Dahingegen ist die Zeichnung der Franzosen folgenübergreifend fast durchgehend schlecht, sei es das Verhalten der führenden Militärs, der Politik, des Geheimdienstes oder der einfachen Soldaten, beispielsweise im Verhältnis zu den Belgiern. Bei den Deutschen wechselt das einerseits von (wohl am Ehesten die Wirklichkeit treffendem) preußischem Kasernenkommiss bis zu einer Art Proto-SS in "Die Ausbrecherkönige". Das halte ich für eine kaum belastbare Darstellung. Zumindestens die Führungsoffiziere des Kaiserreichs waren größtenteils Aristokraten, welche später mit ständischer Verachtung auf den aufstrebenden braunen Pöbel blickten (was zweifellos zu dessen maßloser Unterschätzung beigetragen hat). Hier mußte man wohl um der Handlung Willen möglichst brutal-unsympathische Gegenspieler erschaffen.

Nochmal zu erwähnter Folge: Jeroen Krabbé spricht als Ulrich von Brockdorff-Rantzau ein erstaunlich akzentfreies Deutsch, sehr ungewöhnlich für einen Niederländer. Wenn man sich da im Gegensatz SPF in so mancher Folge anhört... Grinsender Smiley