Betreff: Uropas Kriegserinnerungen
Ich bin mir nicht so sicher, ob es einige von Euch interessiert, aber ich möchte doch einmal mein kleines, privates Projekt vorstellen. Vor drei Jahren war ich mit meiner damaligen Freundin im Urlaub bei meiner Oma, und da habe ich in alten Fotos eines der typischen Erinnerungsalben meines Opas gefunden: Meine Zeit bei der Wehrmacht. Das war tendenziell eher unspektakulär, da er als Bodentruppe bei der Luftwaffe gedient hat und einen sichtlich "ruhigen" Krieg erlebt haben muss. Aber meine Oma sagte, dass ihr Vater, mein Uropa, auch im Krieg war, und zwar im Ersten WK. Er habe sogar Tagebuch geschrieben.
Da waren meine Historikerohren aber SOFORT spitz! Wo, wann, was? Das Tagebuch war sogar erhalten, sagte Oma, das habe ihre Schwester, da könne sie mal anrufen. Ich war ziemlich elektrisiert, denn meinen Uropa kannte ich nur als alten, greisen und stummen Mann, der oben im Wohnzimmer lebte und von Oma gepflegt wurde. Er starb, als ich 13 war. Kurz danach hatte Oma seine alten Unterlagen und Sachen in Tüten gepackt und weggestellt. Als ich dann etwa 18 wurde, habe ich die Sachen bei ihr aufgestöbert und zwischen Steuererklärungen und Rechnungen aus den siebziger Jahren seinen alten Wehrmachtsausweis gefunden, sorgfältig im Originalschuber verstaut, darin sämtliche Bescheinigungen, die er aufbewahrt hatte. Ich habe diesen Schatz einfach mitgenommen, was vermutlich gut war, denn das ganze übrige Zeug hat Oma irgendwann weggeschmissen. Und nun erfahre ich, Jahre später, dass er auch noch ein Tagebuch geschrieben hat!
Wie es dann so ist: Es interessierte jahrelang niemanden, dann fragt einer nach und plötzlich ist es Weltkulturerbe. Na ja, ich durfte das Büchlein mitnehmen, musste aber versprechen, es zurückzuschicken. Über einige Bemerkungen musste ich innerlich fast lachen: So fragte Tante Edith, ob ich die Schrift denn überhaupt lesen könne und ob ich wüsste, was es mit dem Krieg damals so auf sich gehabt hätte. Dabei hatte ich ihr schon mal erklärt, dass ich Geschichte studiert habe. Jedenfalls war das Entziffern ein Kinderspiel, weil Uropa auch sehr akkurat geschrieben hat und mir die Deutsche Kurrent so geläufig ist wie meine eigene Schrift. Ich habe dann zu Hause alles kopiert und den Wehrpass herausgekramt - und da lagen tatsächlich zwei Bescheinigungen von 1921 drin! Ich war hellauf begeistert. Kann man sich etwas schöneres vorstellen? Ich war hier offensichtlich auf einen Schatz gestoßen, und der war - falls das Tagebuch langweilig war - immerhin von einiger familiärer Bedeutung!
Also habe ich mich hingesetzt und anhand der Kopien immer mal wieder, wenn ich Zeit hatte (und das war bis vor einem halben Jahe selten der Fall) ein paar Seiten abgetippt, also transkribiert. Im August bin ich damit fertig geworden und habe mir überlegt, wie ich diese einzigartige Geschichte (denn mit jeder Seite wurde es für mich als Fachmann interessanter) verstetige, also für meine Familie nutzbar machen kann. Und dann habe ich beschlossen, daraus ein Buch zu machen, einfach so - in Eigenarbeit, nur für die Verwandten. Buchbinden kann ich jetzt ja, wie Ihr wisst, also habe ich ein Probeexemplar gemacht und es schon mal meiner Oma gegeben. Jetzt ist wieder etwas Zeit übrig, nun möchte ich noch ein paar Exemplare machen. Die habe ich mit Paperprops angereichert ...
Ich will Euch das nicht aufdrängen. Aber falls es Euch interessiert, was ich wie gemacht habe und was alles in dem Text steht, kann ich gerne in loser Reihenfolge mal was davon zeigen. Ist ja offtopic, deshalb habe ich das hier gepostet und nicht oben bei den Props. Genial ist übrigens der Wehrpass von 1936! Falls Ihr davon Abbildungen für andere Props haben möchtet - kein Thema. Das bietet sich ja geradezu an.
Lukas
"Das sind nicht die Jahre, Schätzchen, das ist Materialverschleiß."
