Betreff: Re: The Adventures of Tintin
Fans von Abenteuer- und Animationsfilmen kommen an diesem Film kaum vorbei. Die visuelle Schönheit des Films und sein Detailreichtum sind schlicht überwältigend und inszenatorisch nutzt Spielberg die grenzenlose Freiheit des Animationskinos um ein wahres Feuerwerk an Ideen abzubrennen, das für drei Filme gereicht hätte. Sogar eine liebevolle und dabei umwerfend komische Referenz an seinen weißen Hai fehlt nicht. Auch John Williams hat sich nicht lumpen lassen und einen mitreißenden Score gezaubert.
Leider hat der Film aber auch ein Problem; und das ist gar nicht mal so klein: es ist Tintin. Schon in den Comics war er schon immer ein ziemlich dröger Charakter und keine visuelle Pracht oder inszenatorischen Kabinettstückchen können diese Tatsache vollständig kaschieren. Zum Glück gibt es da ja noch Andy Serkis' wunderbaren und urkomischen Captain Haddock (unbedingt im Original ansehen!), der dieses Manko wieder ausgleicht. Das Motion-Capturing ist übrigens einer der besten Gründe, sich den Film anzusehen. Der stilistisch erhöhte Hyperrealismus der Schauplätze verschmilzt mit den comichaft verfremdeten Figuren zu einer völlig neuartigen Optik, die nicht nur den gezeichneten Ursprung der Vorlage bewahrt, sondern auch einzigartige Actionchoreographien und phantasievolle Szenenübergänge ermöglichen, die in einem Live-Action-Film unmöglich zu realisieren wären. Eine vierminütige Motorradverfolgungsjagd, die aus nur einer einzigen Einstellung besteht, steht hier beispielhaft für das Potential dieser Technologie für inszenatorisches Neuland.
The trick, William Potter, is not minding that it hurts!
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mal editiert, das letzte Mal am 29.10.2011, 08:29 von Toth.