Betreff: Re: Comics
Nur mal so am Rande... Ich erlebe derzeit wieder eine kuriose Eigenart des Comicsammelns: die Lesegeschwindigkeit. Oder viel besser: das (rein quantitative) Verhältnis von Preis zu Leistung.
Vielleicht ein paar Worte zum Hintergrund: Die Comicserie "Preacher" von Garth Ennis und Steve Dillon zählt heute zu den modernen Klassikern des Genres. Ennis - quasi der Tarantino der Comicautoren, dabei nur zehnmal heftiger und origineller - hat sein Opus magnum rund um einen Priester auf der Suche nach Gott und mit einem Engel-Dämon-Zwitter im Schädel, seine scharfschießende Ex und einen irischen Vampir Mitte der 90er begonnen und einige Jahre später zu einem Ende gebracht. In Deutschland wurde die Serie mal in einer 15 (?) Bände umfassenden Reihe veröffentlicht von einem Verlag, der inzwischen insolvent ist.
Im Juni 2007 erbarmte sich dann der Panini Verlag, die Reihe als Werksausgabe herauszubringen - in neun dicken (und schicken) Hardcoverbänden, die nach und nach herauskommen sollten. Da ich "Preacher" damals noch nicht kannte (wohl aber Ennis), habe ich natürlich sofort mit dem Sammeln begonnen, mir den ersten Band geholt - und ihn ungelesen ins Regal gestellt. Denn: Ich wollte erst alle neun Bände beisammen haben und die Serie dann am Stück lesen. Wie lange kann es schon dauern, neun Bände einer bereits abgeschlossenen Geschichte zu veröffentlichen?
Laaaaaaange. Panini ließ sich zwischen den Einzelbänden unheimlich Zeit, und ich bewies Charakterstärke - jeder neue Band wurde gekauft, ins Regal gestellt und vergessen. Nun, im März dieses Jahres - also beinahe vier Jahre nach Veröffentlichungsstart - hat Panini endlich den neunten Band veröffentlicht. Und Ende April habe ich den Osterkurzurlaub genutzt, feierlich Band 1 "anzubrechen". Tja, lange Rede kurzer Sinn, nun sind anderthalb Wochen rum, und ich habe... nein, noch nicht alle neun Bände durch, denn ich lasse mir Zeit, aber ich bin mitten in Band 5. Das Ende ist also absehbar. Das zeigt mal wieder: Eigentlich ist das Sammeln und das Lesen von Comics ein tierisch bescheuertes Hobby.
Ähnliche Erfahrungen habe ich übrigens auch bei der Zombie-Saga "The Walking Dead" und dem Mantel-und-Degen-Epos "Der Skorpion" (ein Band à 48 Seiten pro Jahr - bislang sieben Bände erschienen und kein Ende in Sicht!) gemacht... Bekloppt, oder?