Betreff: Re: ein zweiter blick auf indy 4
So Ladies, ich hatte ja in meinem Vorstellungs-Thread schon geschrieben, dass ich zu den wenigen hier im Forum gehöre, die den Film zuvor weder im Kino, noch auf DVD gesehen haben. Heute abend hab ich mir also mit der Göttergattin die TV-Aufzeichnung vom Donnerstag gegeben und wie an anderer Stelle versprochen, eine erste Meinung:
Wie ich schon im anderen Thread schrieb, ging ich in gewisser Weise voreingenommen ans Schauen. Ich wußte im Groben um den Plot Bescheid, kannte in Grundzügen die Kritik (Kühlschrank) und erwartete demzufolge nicht viel. Ich hab mir im Anschluss danach diesen Forumsfaden durchgelesen und fand viele meiner eigenen Kritikpunkte wieder, aber hübsch der Reihe nach.
Gleich nach wenigen Minuten verzog ich angesichts eines völlig unnötig computergenerierten Präriehunds das Gesicht. Da hier öfter mal der Begriff "Erdmännchen" fiel, zwei Klugscheißer-Links:
http://de.wikipedia.org/wiki/Erdmännchen
http://de.wikipedia.org/wiki/Präriehunde
Die Kühlschrankszene hingegen hat mich nicht gestört, im Gegenteil. Allerdings ertappte ich mich immer wieder dabei, auf Logikfehler zu achten ("Hä? Stalins Lieblingswissenschaftlerin? Der ist doch anno '57 schon vier Jahre tot?" oder "Indy will an die Leipziger Uni? Was Ulbricht dazu wohl sagt?") und wunderte mich über locker vom Hocker in den Staaten offen auftretende KGB-Agenten in den rabiatesten Jahren des Kalten Krieges oder in Peru herumfliegende russische
AN-2. Dennoch: gegen Mitte des Films dachte ich so bei mir: "Hey, ist doch gar nicht so übel!"
Leider ist mir der Bruch, den viele hier auch bemerkt haben, sauer aufgestoßen. Irgendwann im Dschungel ist dem Plot der Faden abhanden gekommen und die Mängel - wie etwa farblose Charaktere der Gegenseite - traten immer deutlicher zutage. Außerdem hat man immer zunehmender das Gefühl, alles schon einmal irgendwo anders gesehen zu haben. Beim "Wissenstransfer" war mir irgendwo vorher klar, dass das einen Menschen zum Platzen bringen wird und der finale Strudel hat mich (da ich den Film noch nicht kenne) nicht an den zweiten "National Treasure"-, dafür aber sehr an den zweiten "Mumie"-Film erinnert.
Fazit: deutlich besser als erwartet, aber durch die schwache zweite Häfte eher durchschnittlich. Karen Allen spielt zwar nicht sehr gut, sieht aber spürbar besser aus als im Bonusmaterial der Trilogie-DVDs, wo sie meiner Erinnerung nach sehr heruntergekommen und verlebt wirkte. Mein Favorit: die Idee, Indy ausgerechnet mit einer Schlange aus dem Sandloch zu retten - Chapeau!

Pluspunkte auch für Atombombenexplosion und Friedhofsszene, die Manövrierfähigkeiten der schweren Indian und ein nur von einer Handvoll Soldaten bewachtes Gelände, das mächtigste Vernichtungswaffen beherbergt, fand ich dann aber doch eher Panne.
Ich kann mit dem Endergebnis leben, aber Aliens hätten es sicherlich nicht sein müssen. Außerdem: Wenn man sich schon mit Russen herumschlagen muss, dann in einer Weltgegend, wo sie 1957 auch hinpassen. Südamerika mit seinen USA-hörigen Caudillos ist da ein denkbar schlechter Ort...