Komplettes Thema anzeigen 26.08.2010, 11:09
Ah, Rats!! Abwesend
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Betreff: Re: Adventurebilt Deluxe – was zum Teufel ist da los?
Man darf auch einen anderen entscheidenden Faktor nicht vergessen - undzwar wie schnell die Zeit vergeht, wenn man im Stress ist. Ich hab auch seit Februar mit den Auswirkungen der Wirtschaftskrise zu kämpfen, und erkannte in den Gesprächen mit Marc viel von meiner eigenen Lage wieder; ich bin sicher, im Moment geht es vielen so, egal ob angestellt oder selbstständig. Aber fast allen ist eins gemeinsam, egal ob sie unter starkem emotionalen Stress stehen, weil unveränderlich geglaubte Sicherheiten auf einmal wegfallen (wenn man z.B. 10 oder 15 Jahre irgendwo arbeitet, und die Firma den Bach runter geht, oder sich verkleinern muss), oder ob man in der Selbstständigkeit auf einmal 12-14 Stunden arbeiten muss: Die Zeit vergeht verflucht schnell. Der August ist jetzt fast vorbei, das ist kaum vorstellbar! Es gab so viel, was ich dieses Jahr "bis zum Sommer" noch erledigen wollte, und jetzt ist das Thema Sommer fast schon durch!
Vor dem Hintergrund ist es sicher auch für Marc in seiner schwierigen Lage nicht einfach, Zeiträume abzuschätzen, vor allem wenn man nicht planen kann, wie viel Arbeitszeit man für Hüte und Co. überhaupt zur Verfügung haben wird. Kommen da mehrere Jobwechsel mit Bewerbungsphasen, Abwarten und sich-Sorgen-machen dazu, vergehen mal eben ein paar Monate, und man fragt sich, wo die geblieben sind.

Ich hab auch sehr lange auf meinen AB Deluxe warten müssen, und so schnell wie ein Jahr vergeht mit Blick auf Dinge, die man zu erledigen hat, so zäh fließt es vorbei, wenn man auf etwas wartet. Aber als der Hut dann endlich fertig war, und ich sah, was man da für 400 Euro bekommen hat, hat sich das Warten auf jeden Fall gelohnt. Ihr müsst Euch mal die Nähte anschauen, mit welcher handwerklichen Präzision die liegen. Mein Job verlangt auch viel Detail-Frickelei, aber das hier ist noch mal ein ganzes Stück extremer. Ich bin sicher, dass Marc irgendwann noch eine Rechnung dafür bekommen wird, was seine Sehschärfe im Alter angeht, wenn er über so viele Stunden im Nahbereich dermaßen konzentriert arbeiten muss - ich hab ihn arbeiten sehen, und ganz ehrlich: Selbst wenn ich es könnte, würde ich diesen Frickeljob nicht machen wollen. Dass sowas Zeit dauert, ist klar. Und was auch klar ist, ist dass man für sowas sicher nicht jeden Tag den Kopf hat, vor allem, wenn einem Jobängste und eine lange To-Do-Liste in Sachen eigenes berufliches Fortkommen im Nacken sitzen. Und ich als Kunde möchte ja auch nicht, dass er sich dann an die Nähte setzt, wenn er mit dem Kopf woanders ist, und die Konzentration nicht da ist. Marc ist Perfektionist, und so wie das ein Segen für den späteren Eigentümer des Hutes ist, so ist es sicher für ihn ein Fluch, wenn man sich gerade mal in 2 bis 3 freien Stunden hinsetzt, sich auf die Arbeit zu konzentrieren versucht, und der Kopf voll ist. Dass man sich dann auch z.B. der Mail-Beantwortung gegenüber abschottet, ist sicher nicht schön, aber durchaus verständlich. Wie viele Leute öffnen nicht mal die Briefe in ihrem Briefkasten, wenn der voller Mahnungen steckt? Das ist zutiefst menschlich, und sicher einigen hier im Forum von anderer Stelle auch aus eigener Erfahrung bekannt. Vor allem, wenn man eh nicht so der Email-Fan ist, oder sich sagt, man macht die Beantwortung irgendwann später, wenn man Ruhe und Muße hat, und dann sieht, dass der Berg zu beantwortender Mails so groß wird, dass man lieber schnell woanders hin schaut.
Ich muss mich hier selbst zwingen, und mir sagen, ich mach jetzt nur ein paar Mails, und nicht alle, weil das zu viel wäre.

Von daher, alles Gute, Marc. Danke für die offenen Worte (ich warte ja auch noch auf meine Boots, aber graue Haare lass ich mir deswegen nicht wachsen), und ich hoffe, dass Stefan und Du in Zukunft einen guten Workflow etabliert bekommt, und Du in etwas ruhigeres Fahrwasser kommst.
Der Hut ist jedenfalls klasse - "Wacken Open Air" hat er weggesteckt, trotz grober Behandlung, ballernder Sonne, Durchfeuchtung durch den Nachtnebel und versehentlichen Einknautschen für eine halbe Stunde im Kofferraum, weil ein Depp seinen Seesack über die Rückbankablage geschoben hat, auf der der Hut vorher lag. Zwei mal drüber geklopft, einmal mit der Bürste den Wacken-Staub runtergefegt, und er sieht aus wie frisch vom Block. Und zur Info, Wacken 2008 hat mich meinen ersten Fedora gekostet (der kam nie wieder in Form). Das ist doch mal was...
Chris H.
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, das letzte Mal am 26.08.2010, 11:13 von Ah, Rats!!.