Kukulcan
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Betreff: Re: Der kleine Hobbit
Gerade habe ich (nach ca. 35 Jahren) das Hobbit-Buch zum 2. Mal beendet. Ich war überrascht, dass wirklich genau das, was im Buch fehlt, mir in den Filmen auch am wenigsten gefallen hat. Das mag daran liegen, dass mein Gedächtnis erstaunlich gut ist, aber andererseits, dass man den Inhalten den Füllstoff-Charakter anmerkte.
Im Detail:
- Schön fand ich die lange Einführung in Beutelsend, wobei die im Buch fehlende Einführung von Smaug eine nette Idee von Jackson war
- Bei der Begegnung mit den Orks stand mir die Action (Computerspielartige Inszenierung) zu sehr im Vordergrund, die Begegnung mit Gollum wurde entsprechend zu kurz abgehandelt
- Der Düsterwald war ebenfalls zu viel Action und zu wenig unheimlich, auch wenn er tatsächlich im Buch auch nicht den Raum einnimmt, den ich in Erinnerung hatte
- Die Fass-Reise war ein wenig zu over the top, auch wenn die Idee, sie aufzupeppen sicher nicht falsch war
- Die Seestadt war unproportional aufgeblasen, ein Nebenschauplatz, an dessen unnötige Füllstory ich mich schon jetzt kaum mehr erinnere. Hätte niemand vermisst (nagut, ICH nicht)
- Bilbos Begegnung mit Smaug war sehr frei umgesetzt, tatsächlich wurde mir im Film nicht so recht klar, wie sie sich eingentlich in die Geschichte einfügt
- Mit dem goldenen Riesenzwerg hat Jackson den Kühlschrank völlig atomisiert, auf den Fortgang der Geschichte hatte das keinen Einfluss. Wiederum eine überlange schmerzlich digital wirkende Sequenz ohne Zauber. Außerdem zerstörte sie jeden Wert von Gold, wenn ein 14tel des Schatzes noch aus ca. 100 Tonnen Gold besteht, dann ist jeder Streit darum sinnfrei. Ein Gegenwert in der Welt nicht mehr gegeben.
- Den Kampf mit Smaug an den Anfang des dritten Teils zu stellen...naja. Nicht schlecht inszeniert, aber doch völlig antiklimatisch - während diese Antiklimax im Buch ein gewisser erzählerischer Kniff war.
Der komplette dritte Film basiert auf 10% des Buches, die Schlacht auf grad mal 2-3 Seiten. Für mich keine Verfilmung des Buchs mehr sondern müsste als "inspiriert von Motiven aus -Der Hobbit-" dekalriert werden. Unnötige Lovestory, unnütze Nebenschauplätze, immerhin wurde hier noch ein wenig mehr Mittelerde-Gechichte thematisiert. Bestärkt mich in der Meinung, dass Jackson sich mit einer zweiten Herr der Ringe Trilogie in die Geschichte schreiben will, während die von einem Hobbit aus dessen Augen erzählte Reise- und Abenteuergeschichte ganz klar in den Hintergrund tritt.
Fazit: Unterhaltsame Filme, die aber als Verfilmung eines Buchs bei mir in aufsteigender Folge immer mehr durchfallen. Und das kommt von mir, dessen ausdrückliche Meinung zu Buchverfilmungen ist, dass man sich nicht sklavisch an die Vorlage halten sollte. Ein so kurzes Buch auf 3 Filme aufzublasen kann gut gehen, aber warum nicht zumindest die vorhandenen Aspekte erst mal mit ein wenig mehr Ausführlichkeit behandeln (natürlich mit der Gefahr, einem jüngeren Publikum das eine oder andere Gähnen zu entlocken) als alles mit (unnötiger) Action vollzupacken?
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